Business Model Patterns – systematisch und kreativ neue Geschäftsmodelle entwickeln

Strategie-Workshop bei einem Energienetzausrüster. Zunehmender Wettbewerbsdruck, strengere gesetzliche Anforderungen sowie neue digitale Technologien drängen das Traditionsunternehmen zukunftssichere Business Modelle zu entwickeln. Der konkrete Auftrag: Auf Grundlage des regulierten Geschäfts sollen Möglichkeiten des Drittgeschäfts ausgelotet werden. Dazu wurde in einem initialen Schritt das aktuelle Geschäftsmodell erhoben und dessen Stärken & Schwächen analysiert. Jetzt heißt es kreativ werden und Ideen für neue Modelle entwickeln. Innovation auf Knopfdruck – nur wie? Es schlägt die Stunde der Business Model Patterns!

 

Geschäftsmodell-Innovation mit System – Einsatz von Business Model Patterns

Im Beitrag „Geschäftsmodell-Muster – mit erprobten Bausteinen neue Kundenangebote entwickeln“ haben wir sie Ihnen schon einmal vorgestellt: die Geschäftsmodellmuster, auch Business Model Patterns genannt. Dabei handelt es sich um empirisch identifizierte Bausteine eines Geschäftsmodells. Prof. Dr. Oliver Gassmann und seine Wissenschaftler haben 55 dieser Muster in der Praxis observiert und in ihrem lesenswerten Buch Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator zusammengestellt. Laut Untersuchungen der Forscher sind über 90 Prozent aller Geschäftsmodell-Innovationen Rekombinationen der 55 Muster.

Wir greifen auf die Business Model Patterns zurück, wenn es darum geht gemeinsam mit dem Kunden neue Geschäftsmodellideen zu entwickeln. Dazu nutzten wir die Muster in einem 3-stufigen Vorgehen:

 

1. Grobfilterung & Aufbereitung relevanter Business Model Patterns

Zunächst scannen Sie die 55 Geschäftsmodellmuster und selektieren diejenigen, die für Ihr Unternehmen in Frage kommen. Bedienen Sie sich dazu zweier Prinzipien (siehe Abbildung):

mosaiic GmbH - Business Model Patterns – Prinzip der Ähnlichkeit und Konfrontation

mosaiic GmbH – Business Model Patterns – Prinzip der Ähnlichkeit und Konfrontation

  1. Ähnlichkeitsprinzip – Sie beginnen mit den Business Model Patterns stark analoger Branchen und bewegen sich in Richtung weniger analoger Branchen vor. Ähnlichkeitskriterien zwischen Branchen sind dabei die Geschäftsmodellelemente (Eigenschaften der Kundensegmente, des Wertangebots, der Kundenkanäle, etc.), Branchenstruktur (Verhandlungsmacht der Kunden und Dienstleister, Eintrittsbarrieren Neuanbieter, etc.) und Umfeldfaktoren (politische, soziale, wirtschaftliche Faktoren, etc.).
  2. Konfrontationsprinzip – Sie wählen Patterns aus, die im extremen Gegensatz zu den üblichen Mustern in ihrer Branche stehen und ihr Geschäftsmodell buchstäblich herausfordern. Indem Sie sich auf den Standpunkt konkreter branchenfremder Unternehmen stellen, durchbrechen Sie festgefahrene Denkmuster.

Vor der Strategiesitzung beim Energienetzausrüster selektieren wir 16 in Frage kommende Business Model Patterns, jeweils 8 mit dem Ähnlichkeitsprinzip und 8 mit dem Konfrontationsprinzip. Für jedes Muster erstellen wir einen einseitigen Steckbrief mit der Grundidee, den Merkmalen sowie verschiedenen Beispielen.

 

2. Kurzvorstellung & Feinfilterung der Patterns

Im nächsten Schritt präsentieren Sie die ausgewählten Business Model Patterns im Strategieworkshop. Im Team diskutieren Sie, für welche Muster eine weitere Betrachtung lohnt. Wie im Beitrag beschrieben, können Sie ein erfolgreiches Muster…

  • … für ein neues Angebot wiederholen (Repeat)
  • … aus der gleichen oder fremden Branchen übertragen (Copy)
  • … mit mindestens einem anderen Muster kombinieren (Recombine)

Bei manchen Patterns (insbesondere die, welche Sie mit dem Konfrontationsprinzip identifiziert haben) erscheint die Übertragung auf den ersten Blick abwegig. Der Baustein, das Geschäftsmodell, die Branche wirken schlichtweg zu fremd. Seien Sie hartnäckig und bohren Sie nach. Meist stellt Sie der Aha-Effekt erst nach detaillierter Betrachtung eines Musters auf Basis eines konkreten Beispiels ein.

Nach Vorstellung der 16 Business Model Patterns vor dem Strategieteam des Energienetzausrüsters ernten viele Muster ein Kopfschütteln. Das Motto: „Was hat denn das Geschäftsmodell Muster ‚No Frills‘ ([Kostenzentrierung](www.mosaiic.com/lean-business-model-markterfolg-mit-einem-leichtgewichtigen-geschaeftsmodell)) von easyJet mit unserem Business zu tun?“. Erst als wir der Sache detaillierter auf den Grund gehen und das Business Model in seine einzelnen Elemente zerlegen, entdeckt die Mehrheit der Teilnehmer die Relevanz für ihr Unternehmen. Die Gruppe entscheidet, das Muster weiter zu verfolgen.

 

3. Ideenentwicklung & Integration der Patterns in neue Geschäftsmodelle

Schließlich entwickeln Sie mit Hilfe der Muster neue Geschäftsmodelle. Nutzen Sie dazu Kreativtechniken wie das Brainstorming, SCAMPER oder die NABC Methode und generieren Sie nacheinander pro Pattern mindestens zwei Ideen. Zunächst geht Quantität vor Qualität, auch wenn das bei extremen Mustern sicherlich nicht einfach fällt.

Wandeln Sie im Team bestehende Business Model Patterns ab. Ergänzen Sie Aspekte, lassen Sie Facetten unter den Tisch fallen. Iterieren Sie mehrmals über ihre Vorschläge. Gerne verteilt in Gruppen, die dem Gesamtteam ihre Ergebnisse vorstellen und Feedback einholen.

Überführen Sie schließlich die Muster in verschiedene Geschäftsmodelle. Machen Sie dabei den Konsistenzcheck. Daher: ist das neue Geschäftsmodell mit den integrierten Mustern sowohl intern (Unternehmen) als auch extern (Branche, Umfeld) konsistent? Gibt es Ungereimtheiten? Erneut empfiehlt sich ein iteratives Vorgehen.

Insbesondere das Business Model Pattern „Affiliate“ – der vergüteten Weitervermittlung – hat es dem Energienetzausrüster angetan. Im Raum stehen die zwei Fragen: 1. Wie können wir Partner dazu gewinnen, unsere Netze an Kommunen zu empfehlen? 2. Welche Leistungen von Partnern können wir bei Kontakt mit den Kommunen vertreiben? Durch leichte Variation des aktuellen Business Models kann das Muster in wenigen Schritten in das bestehende Geschäft intergiert werden.

Fazit

Die Business Model Patterns unterstützen Sie bei der kreativen Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Überlegen Sie, welche bewährten Muster gleicher oder anderer Branche Sie für Ihr Unternehmen wiederholen, kopieren oder anpassen können. Nutzen Sie dabei die beiden diametralen Prinzipien Ähnlichkeit und Konfrontation. Viel Erfolg!

Vermeiden Sie typische Fehler in Workshops zur Geschäftsmodell-Innovation mit Hilfe von Business Model Patterns. Laden Sie dazu unsere Checkliste mit 7 Goldenen Regeln herunter. Wir beraten und begleiten Sie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle! Kontaktieren Sie uns dazu!